Alte Reissdorf Brauerei – Geschichte Erleben im Severinsviertel

Historische Fotomontage

In den sogenannten Gründerjahren um die Jahrhundertwende schossen in Köln die Brauereien wie Pilze aus dem Boden. Allein in den Jahren zwischen 1890 und 1910 wurden 33 neue Braubetriebe errichtet. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Privat-Brauerei Heinrich Reissdorf im Jahre 1894, gegründet von dem Uniformschneider Heinrich Reissdorf im Severinsviertel.

Neben dem mehrstöckigen Bau der Brauerei befand sich in eine die Brauerei integrierte Kegelbahn, davor ein kleiner Biergarten.

Kölsch-Schänke, „En dr Pooz“.

Für das „einfache Volk“ gab es eine separate Kölsch-Schänke, „En dr Pooz“.

Der Name kommt von der ehemaligen Einfahrt zur Brauerei. Die Gäste mussten die Wandbänke hochklappen, um die Fahrzeuge, die zur Brauerei wollten, durchfahren zu lassen. Für das bessere Bürgertum war das Brauhaus nebenan vorgesehen.

In der Mitte des Saales stand ein großer Eisenofen, der obendrauf ein Wasserbad wärmte, in dem Gäste mit empfindlichem Magen ihr Bier temperieren konnten.

Überwacht wurde der Brauhausbetrieb von der Kasse, die immer besetzt war. Diese nannte man, „Thekenschaaf“, so hatten man auch die Köbesse (die das Kölsch servierten) besser im Blick.

Da die alte Brauerei im Severinsviertel nicht mehr erweiterungsfähig war, wurde von 1998 bis 2002 die Produktion und die Abfüllung sukzessive nach Rodenkirchen verlegt. Die einstige Produktionsstätte, ein vierstöckiges Gebäude mit mehreren Keller-Ebenen, wurde vollständig abgerissen. Auch die damals angegliederte Braustube an der Ecke Severinstraße/An St. Magdalenen existiert heute nicht mehr. Ein neues Brauhaus wurde am alten Standort im Severinsviertel (Severinstraße 51) errichtet und am 2. Juni 2009 unter dem Namen „Zum alten Brauhaus“ eröffnet.

Bekannt ist das sogenannte „Reissdorfmännchen“, eine Leuchtmittelreklame an der Aachenerstraße in Köln. Sie ist beweglich, ein Männchen hebt ein Glas Kölsch zum Mund. Beim Leeren des Glases füllt sich der Körper des Männchens mit Kölsch, dargestellt durch das Aufleuchten von Neonröhren von unten nach oben. Im Wechsel ist die Person männlich oder weiblich. Als ein Wahrzeichen Kölns steht diese inzwischen unter Denkmalschutz.