Um 1860 begründete der Unternehmer und Cafehausbesitzer Franz Stollwerck seine Süßwarenfabrik. 1872 zieht sie aus Innenstadt ins Severinsviertel.
Die große Fabrikanlage auf über 55.000 Quadratmetern Fläche wurde aufgrund der imposanten Türme an der Severinsmühlengasse „Kamelle-Dom“ genannt.
Die Produktion expandierte rasch, so dass schnell Erweiterungen vorgenommen wurden.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde Stollwerck zum Generalausrüster der preußischen Armeen, dies brachte enormen Aufschwung. Um die Jahrhundertwende war die Schokoladenfabrik der größte Arbeitgeber im Kölner Süden, er beschäftigte jedoch hauptsächlich Frauen. Bis in die 50er Jahre florierte das Geschäft, 1972 wurde die Fabrik verkauft und zum Spekulationsobjekt. Als Sieger ging Hans Imhoff hervor. Das Grundstück wurde für 50 Millionen an die Stadt verkauft, die Produktion nach Porz verlegt.
In den nachfolgenden Jahren fanden Hausbesetzungen, kulturelle Initiativen und Anwohnerproteste statt. Es konnte jedoch nicht verhindert werden, dass das Fabrikgebäude abgerissen wurde.
Die Stollwerckbesetzung war eine 49 Tage andauernde Hausbesetzung der ehemaligen Stollwerck-Schokoladenfabrik im Kölner Severinsviertel, die am 20. Mai 1980 begann. Die mit bis zu 600 Besetzern größte Hausbesetzung in der Geschichte der Stadt Köln erfuhr unter politischen und kulturellen Aspekten bundesweite Beachtung. Die Frage des Umgangs mit der Besetzung führte zu Auseinandersetzungen unter den in Köln regierenden Sozialdemokraten, in die schließlich hochrangige Vertreter der SPD-Bundespolitik eingriffen. Die Besetzung endete mit dem Abzug der Besetzer nach Verhandlungen mit einem Ratsvertreter. Das Hauptziel, der selbstverwaltete Umbau der Fabrikgebäude in preiswerten Wohn- und Kulturraum, wurde nicht erreicht. Als Erfolg der Besetzung wurde die Fabrik aber im Rahmen einer Zwischennutzung über sieben Jahre als Kulturzentrum von einer progressiven Kunst- und Theaterszene genutzt. Im Jahre 1987 erfolgte schließlich der Abriss der meisten Gebäude zugunsten einer neuen Wohnsiedlung.
Lediglich erhalten blieb der sogenannte „Schokoriegel“, ein schmaler Streifen an der Karl-Korn-Straße. Weitere stumme Zeugen der Fabrik, die das Viertel über ein Jahrhundert geprägt hat, stehen in direkter Nachbarschaft.
In einem begrünten Innenhof an der Annostraße stehen gigantische rote Stahlräder, verbunden durch Achsen, eingelassen in einem gekachelten Betonpodest. Dies waren Schwungräder, die Kompressoren betrieben, mit denen flüssig-heiße Schokoladenmassen gekühlt wurden. Auch noch erhalten ist der Stumpf eines alten Schornsteins.
Quellen:
Imgrund, Bernd: 111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss, Bd.1, Emons-Verlag, 2008
https://de.wikipedia.org/wiki/Stollwerckbesetzung
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Stollwerck
https://www.schokoladenmuseum.de/de/